Die BR 23 von Kiss war 2002 das erste bezahlbare, hochwertige Kleinserienmodell

Kurt hat mit dieser Methode auf seiner tollen Spur 1 Schweizanlage Wilchingen in rasendem Tempo und mit beeindruckenden Ergebnissen unendlich viele Brücken, Tunnels, Stützmauern und Gebäude geschaffen.

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Als Vorgeschmack hier schon mal die aktuell selbst gestaltete Tunnelpartie mit einem vorgebautem Podest für das Vorsignal
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Im Gegenlicht kommt die Struktur des "Sandsteins" recht gut zur Geltung
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Es handelt sich übrigens um ein altes Märklinsignal, bei welchem der Mast gekürzt wurde.


Das Ausgangsmaterial ist Maulbeer-Baum-Papier (kurz "MBBP"), was bis dato in hiesigen Spur 1 Kreisen vollkommen unbekant war. Die Bezugsquellen sind in der Schweiz wohl auch nicht so breit gestreut, denn Kurt berichtet auch von gelegentlichen Beschaffungsproblemen und schwankenden Qualitäten.

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Für die nachfolgend gezeigten ersten Arbeiten wurde dieses Material in der Farbe "elfenbein" verwendet; für die Portalsteine bei dem Tunnel "dunkelbraun".
Die Stärke wird mit 71-110g/m2 angegeben, was in etwa 0,5 mm im Mittel entspricht.

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Das erste Mauerstück

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Die Methode
das "Gemäuer" aus Sperrholz, gut verleimbaren Hartschaumplatten o.ä. wird ganzflächig in der gewünschten Fugenfarbe gestrichen. Aus dem MBBP werden die Steine in der gewünschten Größe zugeschnitten, in einer Mischung aus Abtönfarbe, Ponal und Wasser getränkt und dann an der gewünschten Stelle aufgelegt. Das MBBP hat feine, in der Oberfläche eingschlossene Fasern und wirkt auf den ersten Blick ähnlich wie Raufasertapete, nur eben wesentlich feiner und es ist holzfrei. Nach dem Abtrocknen ergibt sich dann eine sehr schöne unruhige und "unebene" Oberfläche, die dem Aussehen solcher Mauern sehr nahe kommt. Durch das manuelle Auflegen ergeben sich zwangsweise Unregelmäßigkeiten, die das natürliche Aussehen großer Flächen gut unterstützen.

Da die Oberfläche des MBBP auch nach dem Abtrocknen noch sehr saugfähig bleibt, lassen sich anschließend noch sehr gut Farbschattierungen ergänzen, um damit die Flächen mit einer zusätzlichen "natürlichen Unruhe" zu versehen. In obigem Versuchsmuster ist das sicher etwas übertrieben worden, aber im unten gezeigten Bildausschnitt wirkt der mit ganz stark verdünnter weisser Dispersionsfarbe dunkelbraune MBBP-Stein recht überzeugend.
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Die erste größere Wandfläche ist fertiggestellt und zeigt gut die plastische Wirkung der MBBP-Steine
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Ecksteine lassen sich wirklichkeitsgetreu um die Ecke legen (der korrekte Fugenanschluss rechts vom Pfeiler wurde leider zuvor vergessen einzuplanen)..

Hinweise zur Verarbeitung

Vorweg: diese Methode ist vielseitig, individuell, preiswert und bietet viel Raum für Kreativität. Aber andererseits auch arbeitsintensiv. Vorteil jedoch, dass Übung und gute Vorplanung das Arbeiten ganz wesentlich beschleunigt und für gleichbleibende Ergebnisse sorgt.

Die Zusammensetzung der "Suppe" aus Farbe, Leim und Wasser spielt eine sehr große Rolle !!!
Geringfügig andere Zusammensetzung oder Arbeitspausen ohne zwischenzeitliches, gründliches Aufrühren bringen bereits deutlich sichtbare Farbabweichungen.
Deshalb immer ausreichend Suppe für das jeweilige Vorhaben ansetzen. Nicht am falschen Ende sparen!

Für die oben gezeigten "Sandstein" Gemäuer wurde Abtönfarbe mocca (Hornbach # 453 244),Ponal und Wasser mit 1:1:2 genommen.
Das ist ein eher "dickes" Gemisch und bringt einen kräftig durchgefärbten Stein.
Für Grautöne dürften sich dünnere Gemische besser machen, wie auch im Clip unten von Kurt zu sehen ist.

Für Größe der Steine sollte man sich an den zahlreichen Vorbildern orientieren. Im obigen Beispiel hat der normale Stein 24 x 11,5 mit Fuge 25 x 12,5 mm.
Ecksteine werden den jeweiligen Wandstärken folgend verlängert.

Der Bedarf an zuzuschneidenden Steinen ist enorm. Mit normaler Schere eigentlich nicht machbar; zumindest für große Flächen nicht. Mit Scheidebrettern ist es machbar. Dem Autor steht zum Glück ein Lasercutter zur Verfügung.
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Die Mauerflächen werden in der gewünschten Fungenfarbe vorgestrichen: Dispersionsfarbe mit Abtönfarbe.gemischt und bedarfsmäßig mit Wasser verdünnt.
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Horizontale Hilfslinien erleichtern zugiges Mauern.


Die "Suppe" kommt in einen flachen Salatteller, den man etwas schräg stellt
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Nicht ganz voll machen, nur so viel, wie für die nächsten Schritte benötigt wird. Zwischendurch aus dem Vorratsbehälter nachfüllen. Und immer wieder aufrühren. Mauerstein kurz eintunken und ...
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... an der vorderen Tellerkante die "Suppe" abstreifen und am Rand hinten zum weiteren Abtropfen ablegen.Nach ein, zwei Minuten können die abgelegten Steine aufgenommen und an der Wand aufgelegt werden. Mit der Pinzettenspitze leicht andrücken, damit ganzflächig zum Holz Kontakt entsteht und sich die Flüssigkeit aus dem Papier mit dem Holz satt verbinden kann.
Hier zwei kurze Clips:
Tunken (0:13) und Auflegen (0:20)


Das "Um-die Ecke-Legen" in drei Einzelbildern:
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Abschlussplaten für Mauerkronen können auch rundum mit MBBP belegt werden.
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Wenn getränktes Papier angefasst werden muss, sollte man Latexhandschuhe tragen, um Beschädigungen der weichen Oberflächen zu vermeiden.
Noch ein kurzer Clip:
Decksteine (0:41).

Das Austrocknen dauert - je nach Temperatur und Dünnflüssigkeit der "Suppe" - zwischen 12 und 24 Stunden. Danach können überstehende oder störende MBBP-Stücken mit der Schere oder einem scharfen Bastelmesser abgeschnitten werden. Das MBBP wird relativ hart, so dass man Kanten auch - vorzugsweise mit dem Schleifteller - nachbearbeiten kann.

Verletzungen an Steinen oder Ecken kann man mit der Schraubenzieherklinge "wegdrücken" oder mit einem Messer beheben. Man kann die betroffene Stelle auch mit verdünntem Ponal oder reinem Wasser wieder aufweichen.

Und jetzt viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren und den anschließenden Baumaßnahmen !
(gerne auch mal Beispielfotos senden)

Fortsetzung bei Gelegenheit zu
- nachträgliches Abtönen, einzelne Steine stärker abtönen oder aufhellen
- Schattieren und Verwittern
- Verwendung von leicht unterschiedlichen Farbtönen bereits beim Bauen, wie im Clip von Kurt gezeigt. Er schreibt dazu "Zur Zeit sollen meine Objekte just nicht zu eintönig werden, so dass ich zwei bis drei Mischungen anrühre und auch mal mit einem Stück von einem zum andern Topf springe." Er streift die Steine wohl auch nicht extra ab, sondern legt diese direkt am - oft schon in der Anlage fest eingebauten - Bauwerk auf. Mehr dazu nach einem der nächsten Besuche bei ihm.


2020.06.ab