Modulbau Leitfaden
Bevor wir uns mit dem Thema befassen, soll kurz auf die unterschiedliche Bedeutung der Begriffe "Modul" und "Segment" eingegangen werden. Ein Modul hat an beiden Enden grundsätzlich ein genormtes Kopfstück, um den freizügigen Übergang auf andere Module zu gewährleisten. Bei Segmenten handelt es sich im Prinzip um zerlegbare Modellbahnanlagen, deren einzelne Teile gerade so groß sind, daß sie sich noch transportieren lassen. Die Gestaltung des Übergangs an den Stirnseiten bleibt dem Erbauer freigestellt, da keine Kompatibilität erforderlich ist.
Streng genommen ist also z.B. ein Modul mit Kurvenüberhöhung kein echtes Modul mehr, weil es sich nur noch mit speziellen Übergangskurven-Segmenten anbinden läßt.
Soll in der Praxis bei Modultreffen aber ein interessanter Anlagenaufbau möglich sein, wird es immer eine Kombination aus (Standard-) Modulen und (Bahnhofs-) Segmenten geben. Wegen der Größe von Spur 1 läßt sich bei Bahnhöfen die Gleisführung nicht mehr so gestalten, daß sich eine Weichenstraße innerhalb der genormten Modulabmessungen anordnen läßt. Das Gleisfeld in der Bahnhofseinfahrt muß man "wild" trennen. Wichtig ist aber, daß am Anfang und Ende des Bahnhofs wieder der genormte Übergang zum Standar-Modul vorhanden ist!
Das Modulkonzept ist für Spur 1 Modellbahner gedacht, die richtigen Fahrbetrieb machen wollen und sich aber andererseits nicht fest an einen Club oder den Bau einer stationären Großanlage binden möchten. Jeder baut so viele Module, wie er zu Hause lagern und in seinem KFZ transportieren kann. Die Größe und Form der Anlage bei einem Modultreffen richtet sich nach der Anzahl der für diesen Termin gemeldeten Module.
Sehr viel Wert legen wir auf abwechslungsreiche Streckenführung. Insbesondere wollen wir von dem weit verbreiteten, reinen Oval weg. Deshalb haben wir zu Beginn der Bautätigkeit in unserer IG gleich 24 Bogenmodule à 30° geschaffen. Selbst wenn bei einem Treffen einzelne Bogenmodule ausfallen sollten, kann man immer noch Anlagen mit S-Kurven, in L-Form oder als Hundeknochen aufbauen.
Der landschaftlichen Ausgestaltung sind in bei zweigleisigen Spur 1 Modulen mit einer Breite von 42 cm leider zwangsläufig Grenzen gesetzt. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, das nahe Gleisumfeld detailliert auszuschmücken (Gräben, Zäune, Stützmauern, Kilometersteine, Unterführungen etc.). Wer mehr Platz beim Transportieren hat, kann seine Module individuell verbreitern und ausgestalten.
Bei allen Modulen werden die Gleise eingeschottert und der Seitenstreifen zumindest begrünt.
Bauseits legen wir uns auf kein Stromsystem fest; zwischenzeitlich hat sich aber das (Märklin-) Motorola System durchgesetzt. Die 2-polige Ringleitung für Beleuchtung und Weichen wird grundsätzlich mit Motorola gesteuert.
In den Spuren N und HO haben viele unterschiedliche Modulnormen zu beinahe babylonischen Zuständen geführt, weshalb Modultreffen nur noch innerhalb des "eigenen Volkes" möglich sind. Wir greifen auf das bereits vor Jahren vom Spur 1 Team Hagen entwickelte und im Märklin Magazin 2/91 vorgestellte Kopfstück zurück. Vertrieben wird dies von der Fa. Pelzer in Hagen (s. Anl.) und hat daher bereits eine gewisse Verbreitung gefunden. Das Kopfstück aus 23 mm Multiplex-Sperrholz ist äußerst robust, recht präzise gefertigt und hat durch Metallbuchsen und -zapfen immer einen paßgenauen Sitz am Übergang zum nächsten Modul.
In der Zwischenzeit gibt es von uns ein weiterentwickeltes Kopfstück mit Schwellenwanne.
Mannheimer Norm (Skizze der Kopfstücke)
Die 3 wichtigsten Eckdaten für eine Modulnorm sind:
- der Abstand zwischen Schienenoberkante (SO) und der Lochreihe des Kopfstücks
- der Gleisabstand
- die Höhe über Fußboden
Der Abstand zwischen Kopfstück und Schienenoberkante wird im wesentlich durch das zur Verfügung stehende Holz und das verwendete Gleismaterial bestimmt. Im Märklin Magazin 2/91 wurde bei der Zeichnung kein Raum für die Deckplatte des Modulkastens vorgesehen. Darunter würde die Stabilität des Moduls aber erheblich leiden. Daher haben wir einen Aufbau mit 2 Sperrholzplatten à 12 mm übereinander und den Gleisrost von Hübner mit einer Höhe von 9,8 mm eingeplant. Das gibt insgesamt einen Aufbau (vgl. Zeichnung "Kopfstück") von 33,8 mm. Rechnet man die Hälfte des Kopfstücks mit 35mm hinzu, ergibt sich eine Systemhöhe von 68,8 mm.
Es ist allerdings zu beachten, daß Holzplatten grundsätzlich sehr große Toleranzen besitzen. Nach DIN sind sogar +/- 2 mm zugelassen! Insofern muß man die Oberkante vom Kopfstück in Hinblick auf die tatsächliche Holzstärke und das verwendete Gleismaterial abhobeln bzw. unterlegen
Der Gleisabstand von 15,6 cm entspricht der Geometrie von Märklingleisen. Andere Gleissysteme mit größeren Radien kommen natürlich mit geringeren Abständen aus. Der Gleisabstand läßt sich dort aber durch Einfügen von Zwischengleisen problemlos auf 15,6 cm erweitern. Außerdem hat man mit langen D-Zugwagen den notwendigen Platz, wenn auf den weit verbreiteten Radius von 1020 mm zurückgegriffen werden muß.
Das bereits erwähnte Märklin-Heft empfiehlt für die Oberkante der Geländebasis eine Höhe über dem Fußboden von 90 cm. Für dieses Maß gibt es aus technischer Sicht keine zwingenden Entscheidungsgründe, so daß es bei dieser Frage besonders schwer ist, allen Wünschen gerecht zu werden. Da es aber keine ernsten Gründe gegen das veröffentlichte Maß gibt, haben wir es dabei belassen, zumal viele Heimanlagen auch in dieser Höhe errichtet werden. Die ursprünglich genannten 90 cm ergeben dann 92,2 cm, wenn man sie auf die Schienenoberkante bezieht. Weiterhin ist diese Höhe ein Kompromiß, der auch Kindern das Zuschauen noch ermöglicht.
Ein bedeutendes Maß für ein Modulkonzept ist der Mindestradius. Er hängt primär von den eingesetzten Modellfahrzeugen ab, da der Platzbedarf bei Modultreffen in der Regel von untergeordneter Bedeutung ist. Der gewählte Radius beeinflußt weiterhin die Baulänge des Moduls. Insofern muß sich die winkelmäßige Unterteilung und damit auch die Länge des Moduls an den privaten Transportmöglichkeiten orientieren. Bei der Gradeinteilung ist zu beachten, daß für den Viertel- bzw. Halbkreis jeweils volle 90 bzw. 180 Grad erreicht werden müssen. Möglich sind also 7,5°, 10°, 15°, 22,5°, 30° und ggfs. noch 45°. Zu klein darf der Winkel auch nicht sein, weil man sonst zu viele Module braucht, um überhaupt erst einmal einen Kreis bilden zu können. Ein vernünftiger Kompromiß für den Mindestradius ist ein Wert von 3 Meter. Es lassen sich maßstäblich lange D-Zugwagen und fast alle Kleinserien-Loks Puffer an Puffer fahren. Ein 30° Modul wird dabei ca. 1,7 m lang und 52 cm tief. Man kann es alleine tragen und im Mittelklasse-PKW auf dem umgelegten Beifahrersitz transportieren.
Wer trotzdem geringere Radien verwenden will, kann dies ruhig tun. Bei einem Modultreffen kann man die Streckenführung so vorsehen, daß in gewissen Teilbereichen nur mit Großserienfahrzeugen gefahren wird. Der Märklinradius von 1020 mm sollte allerdings nur benutzt werden, wenn dadurch die Integration in die Heimanlage ermöglicht wird.
Die Länge eines geraden Moduls wird wie bei Hübner und Märklin im 30 cm - Raster festgelegt und muß immer ein "ganzzahlig Vielfaches" sein, um die Geometrie nicht zu gefährden. Aus Transportgründen wird sich sicherlich 1,5 Meter durchsetzen. Wer keine Transportprobleme hat, kann sich z.B. daran orientieren, wie lang das Wohnzimmerregal ist. Dort läßt sich ein Modulbrett gut und dekorativ integrieren.
Die mechanische Verbindung der Module erfolgt mit den vom Hersteller der Kopfstücke beigelegten Schloßschrauben. Durch die paßgenaue Verbindung mit Zapfen und Buchse verzichtet man auf Schienenlaschen. Für die 6-polige Ringleitung (Fahrstrom innen/außen und Weichen) mit mindestens 1,5 mm² Querschnitt verwendet man 4 mm Bananenstecker und -Kupplungen in Industriequalität.
Beim Aufbau genügen zwei Beine pro Modul, weil das Kopfstück eine zuverlässige Abstützung zum Nachbarmodul bietet. Es wurde eine Konstruktion aus Stahl-Vierkantstahlrohr gewählt, die mit Schloßschrauben M8 x 60 am Modulkasten befestigt wird und eine Höhenverstellung ermöglicht. Andere Befestigungsarten und Bein-Konstruktionen sind ebenfalls möglich.
Seit Beginn im Jahr 1996 sind nach dieser Norm über 100 Module entstanden. Aus dieser Erfahrung heraus ergeben sich die nachfolgenden Hinweise.
Es sollte möglichst wenig Verschnitt bei gleichzeitig optimaler Stabilität, einfacher Verarbeitung und geringem Gewicht erreicht werden. Dazu sägt man die Trassenbretter im Bettungswinkel von 45° aus der Deckplatte des Moduls aus und leimt diese dann oben wieder auf die Deckplatte (vgl. Zeichnung "Kopfstück" -> „Deckplatte“). Die Klebekanten bringen zusätzliche Stabilität. Die Trassenbretter werden im Bereich der Kopfstücke und der Querverstrebungen mit Reststückchen aus dem Zuschnitt der Deckplatte unterlegt.
Beim Bogenmodul ist die Außenkante nicht gerade durchgezogen, sondern im 15° Winkel gebrochen, um bei langen Kurven ein gefälligeres Bild zu erreichen. Außerdem müßte sonst das Kopfstück einseitig verlängert werden, was optisch den Übergang zum geraden Modul erheblich stören würde.
Das Wichtigste beim Modulbau ist die genaue Gleislage am Kopfstück!
Vor Zusammenbau des Modulkastens haben wir die Stärke der Deckplatte und des Trassenbrettes gemessen. Danach wurde am Kopfstück der Abstand zwischen Mitte Lochreihe und Oberkante gemessen. Unter Berücksichtigung der Gleishöhe wurde dann errechnet, ob die Oberkante des Kopfstück abgehobelt werden muß, oder ob ggfs. Karton bzw. Furnierstreifen zwischengelegt werden müssen. Das Maß zwischen Lochreihe und SO beträgt 68,8 mm.
Beispiel:
Deckplatte 12,4 mm
Trassenbrett 12,4 mm
Hübnergleis 9,8 mm
Kopfstück 35,8 mm
Summe 70,4 mm
Soll 68,8 mm
Differenz 1,6 mm
Dieses Kopfstück haben wir dann beim Schreiner um 1,6 mm abhobeln lassen.
In der Praxis ist es sinnvoll, das Maß von 68,8 mm eher ein wenig (ca. 0,2 mm) zu unterschreiten und dann beim Gleisbau Papier- bzw. Kartonstreifen an der ersten Schwelle unterzulegen. Die Schwelle am Stoß wird mit zwei Senkkopfschrauben 1,4 x 10 (Märklin Best.Nr. 7599) jeweils außen am Schwellenende festgeschraubt, um eine stabile und genaue Gleislage zu erreichen
Im übrigen sind in Spur 1 Höhendifferenzen bis zu 1,0 mm am Schienenstoß unbedenklich für die Betriebssicherheit - es ist lediglich eine Frage der Fahrgeräusche. Da Holz bekanntlich auch arbeitet (besonders bei Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit) sind solche Schienenstösse bei aller Sorgfalt in der Praxis ohnehin nicht zu vermeiden.
Zur genauen Bestimmung der seitlichen Gleislage ist der Bau einer Montagelehre unerlässlich.
Zum Transport bzw. zur Stapelung haben sich spezielle Schutzbretter für die Stirnseiten der Module gut bewährt.
Bei der Ausgestaltung hat sich eine Schotterung in leicht rostbraunem Farbton und eine dezente Begrünung des Seitenstreifens durchgesetzt. Besonders wichtig ist aus optischen Gründen eine Einfärbung der Schienenprofile! Die blanken Holzteile des Modulkastens wurden zum Schutz mit Klarlack gestrichen
Aus betrieblichen Gesichtspunkten wurde jedes Modul mit einer Platine für ein Blocksystem nachgerüstet. Diese Ergänzung ist jedoch rein optional und schränkt nicht den gemeinsamen Einsatz mit „normalen“ Modulen ein. Die zusätzlichen Möglichkeiten zur Steuerung von Signalen, Schranken und Rückmeldung waren einfach zu verlockend.
7. Verwendung gelaserter Kopfstücke
Durch die Verwendung gelaserter Kopfstücke konnte der Modulbau ganz erheblich vereinfacht werden. Wir verweisen deshalb auf die gesonderten Berichte zum Bau eines Mustermoduls bzw. zur Montage der gelaserten Kopfstücke
Bei Fragen
01.2003, 07,2006, 09.2008, 11.2010.ab